Kinderwunsch auf Umwegen


Emily Strowitzki MA



Achtsam visualisierte Informationen für eine
sensible Aufklärung über Unfruchtbarkeit

Stress und Sorgen – ständige Begleiter, wenn die erhoffte Schwangerschaft ausbleibt. Unter diesem emotionalen Druck suchen Betroffene nach Aufklärung sowie Empathie und Verständnis für ihre Fragen. Stattdessen stoßen sie oft auf das Gegenteil – nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in Kliniken.




Gestalterisches Mentorat
Fabienne Boldt Spinnler
Alessandro Holler


Kooperationspartner*innen
Dr. Sabine Steimann,
Hirslanden Klinik St. Anna


Die ungewollte Kinderlosigkeit ist eine herausfordernde Situation, denn existentielle Ängste und schlecht aufgearbeitetes Informationsmaterial erschweren die Auseinandersetzung mit der eigenen Unfruchtbarkeit.
Im Internet sowie in den behandelnden Praxen sind Aufklärungsmittel oft nicht an die  inhaltlichen und emotionalen Wünsche der Patientinnen angepasst. Darunter leidet nicht nur der Informationserwerb der Patientinnen, sondern auch der zwischenmenschliche Austausch mit den behandelnden Ärzten. Kinderwunsch auf Umwegen erforscht nah an der Zielgruppe, wie visuelle Aufklärungsmaterialien mit Hilfe achtsamer Gestaltung Stress reduzieren können, um Patientinnen sowohl die eigenverantwortliche als auch die ärztlich gesteuerte Aufklärungsarbeit zu erleichtern.

Gemeinsam mit dem Kinderwunschzentrum der Hirslanden Klinik St. Anna entstand ein bildsprachliches und mediales Konzept, das sanft und fundiert über ungewollte Kinderlosigkeit aufklären soll. Wie das Projekt Patientinnen online erreichen kann, ist Bestandteil zukünftiger Evaluationen.






Intro Die naturbezogene Gestaltung















































Probleme in derVermittlung
Viele betroffene Frauen suchen Rat im Internet, da Arztpraxen den Wunsch  nach  sachlicher Aufklärung und gleichzeitigem Mitgefühl während der Beratung oft nicht vereinen können. Das führt zu Stress und Frustration unter den Betroffenen.


















„Der künstliche Weg muss natürlich
begleitet werden.“

Wie lässt sich dieser Stress reduzieren? Um das herauszufinden wandte ich mich mittels einer Social Media umfrage an mein eigenes Umfeld. Auf die Frage hin, was allgemein als beruhigend und sanft empfunden wird, antworteten die Befragten hauptsächlich mit Begriffen aus der Natur.Sie  scheint  für uns ein intuitiver Ort der Entspannung und Erholung zu sein.
Natürlichkeit in der Vermittlung
Warum hilft uns die Natur bei Stress? Natürliche Reize können wir instinktiv leichter verarbeiten und deuten, als urbane Reize. Die Vielzahl an Stimuli, die uns tagtäglich in der urbanen Welt begegnen stören unsere Aufnahmefähigkeit. Wir verlieren schneller unseren Fokus, sind dadurch gestresster und auch die Kommunikation untereinander fällt uns schwerer. Die Natur ist im Vergleich reizreduziert, wirkt vertraut und beruhigend. Spricht man von einer “naturbezogenen Gestaltung”, beinhaltet sie also nicht nur eine „natürliche“ Ästhetik, sondern auch eine Reduktion technischer Reize.

Übertragen  auf die Bildsprache und Ästhetik können visuell erfahrbare Elemente der Natur, wie z.B. Farbe, Formen und Lichtverhältnisse, Betroffenen beim stressfreien und achtsamen Erlernen neuer Inhalte helfen, denn Naturleben und natürliche Landschaften lassen uns entspannen.


      

Beispiele für natürliche Farbpaletten, angelehnt an die hiesige Natur






Auch organische Materialien wie unsere Haut zählen zu den “natürlichen”  Elementen.
Wir assoziieren sie oft mit Nähe und Geborgenheit, was für eine gute ärztliche Vermittlung wünschenswert ist.










Teil 1 Der Web-Prototyp “Make a Babe. Differently”






































Eine sensible Aufklärung – Teste es selbst!
Der Web-Prototyp “Make a Babe. Differently” vereint den Wunsch nach Mitgefühl sowie nach fundierten und
verständlichen  Informationen in sich. Eine achtsame Bildsprache und Textverwendung unterstützt die eigene Recherche und erklärt behutsam und realistisch Eigenschaften von Krankheitsbildern sowie Chancen und Risiken von Behandlungen.Neben dem Verständlichmachen der Informationen und der Reduktion von Stress soll “Make a Babe. Differently” die Betroffenen zusätzlich  leicht erreichen können.
In Zukunft soll dieser Prototyp daher zu einer voll funktionsfähigen Website ausgearbeitet werden und auf Social Media unter @makeababe Inhalte an die Zielgruppe vermitteln und ihnen eine vertrauenswürdige Quelle bieten.Alternativ kann er auch während Ärztegesprächen zum Einsatz kommen und die Ärzt*innen bei ihrer Aufklärungsarbeit unterstützen.




Externer Link zum Protoypen  






Das Wireframe
Die jetzige Version des Prototypen behandelt als  Krankheitsbild das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) und dessen Behandlung mit Hilfe von Anti-Östrogenen (Letrozol). 
Die Kapitelaufteilung lässte sich aber in Zukunft auch auf weitere Ursachen für Unfruchtbarkeit übertragen, da das PCOS alle wichtigen körperlichen Ebenen, wie hormonelle, zelluläre und organische Ebenen, abdeckt. 


Themen für die Zukunft könnten zum Beispiel das Krankheitsbild Endometriose, alterbedingten Fruchtbarkeitsverlust oder künstliche Befruchtung mittels IVF uns ICSI beinhalten.











Führung der Betroffenen
Um zu verhindern, dass sich die Betroffenen in den  Informationen nicht zurecht finden, wird empholen sich durch den Prototypen leiten zu lassen. Die Themen sind so angeordnet, dass sie aufeinander aufbauen. In der späteren Entwicklung soll das Click-System durch ein Endless-Scroll-System ersetzt werden.
Stellenweise wird dem User selbst die Möglichkeit gegeben über die Themenabfolge zu bestimmen. Zum Beispiel bietet ein einleitendes Symptomquiz die Möglichkeit direkt zum gewünschten Krankheitsbild zu springen.






Das Symptomquiz gibt Betroffenen Hinweise auf
mögliche Unfruchtbarkeitsursachen




Endless Scrolling unterstützt die Website beim Storytelling





















Ansprache der  BetroffenenDa die Sprachbarriere zwischen Ärzt*innen und Patientinnen oft zu Misverständnissen führen kann, ist es wichtig Fremdwörter verständlich zu machen. Gängige Bezeichnungen verweisen zusammen mit dem dazugehörigen, medizinischen Begriff auf die jeweilige Stelle im Bild.

Der Protoyp betont außerdem die Relevanz der Rücksprache mit den behandelnden Mediziner*innen. Der Austausch mit ihnen soll schließlich nicht ersetzt, sondern unterstützt werden.









Vergleich von Gesundheitszuständen Um Krankheitsbilder besser zu verstehen, bietet der Prototyp die Möglichkeit an relevanten Stellen zu einer gesunden Darstellung zu wechseln. Durch den direkten Vergleich werden Unterschiede der betroffenen Organe und Hormone deutlicher.



Bildhafter Wechsel zwischen gesunder und kranker Darstellung


                       

Wechsel  zwischen den normalen und abweichenden Hormonmengen








Teil 2 Die Bildästhetik


















Vom Modell zur Illustration
Die Basis aller entstandenen Illustrationen ist ein eigens konstruiertes, gerendertes 3D-Modell der weiblichen Geschlechtsorgane. Diese Darstellungsform alleine kann allerdings schnelll konstruiert und künstlich wirken. Erst durch Übermalen der Organe und nachträglichem Bestücken mit Texturen entsteht der gewünschte sanfte und natürliche Effekt.








Skizze der Bildkomposition
Unbearbeitetes Rendering von Gebärmutter
und Beckenknochen
Bearbeitetes Rendering von
Gebärmutter und Beckenknochen












Digitale Malerei
Vor allem feine Bildbereiche wie die Fimbrien, die eine Eizelle vom Eierstock in den Eileiter führen, können ohne nachträgliche Bearbeitungen nur schwer dargestellte werden. Selbes gilt für hochdetaillierte Bereiche wie das Innere des Eierstocks. Nachträglich aufgetragene Texturen ermöglichen ein präziseres Gestalten..



 Entstehungsprozess der Fimbrien mit Hilfe von Adobe Photoshop



Entstehungsprozess des inneren des Eierstocks mit Adobe Photoshop










Verwendung von Farben
Farbe haucht Leben in das Bild ein. Eine monochrome, farblose Welt wirkt trist und kränklich. Das gilt nicht nur für schwarz-weiße Abbildungen, sondern auch für gräuliche und „schmutzige“ Farben. Durch helle Pastellfarben entsteht hingegen eine positive Bildwirkung, die nicht nur sanft, sondern auch motivierend wirken kann. Natürliche Farben können von uns intuitiv gedeutet werden und unterstützen die Aussage des Bildes.



Ausgangsfarben: Natürliche Farben im Kalt-Warm Spektrum










Die Farbcodierung
Blau verbinden wir mit der Weite und Klarheit. Daher dient ein blauer Hintergund zur Gestaltung von Übersichtsillustrationen. Wärmere Farben wie Beige können zwar sehr körperlich wirken,  in der Natur aber auch Dürre und Krankheitrepräsentieren. Als Hintergrundfarbe wird Beige daher für ungesunde Darstellungen verwendet. Grüne Hintergünde bzw. pistazienfarbene dienen im Gegensatz dazu als positive Farbcodierung für gesunde und behandelte Zustände.






























Die Darstellung des Abstrakten
Wirkstoffe wie Hormone und Medikamente sind  für das menschliche Auge nicht sichtbar. Laien haben also keine Vorstellung davon, wie Hormone in der Realität aussehen. Für die meisten sind sie abstrakte Begriffe. Daher werden sie nicht „naturgetreu“, sondern in einer reduzierten Form dargestellt. Über diese Form sowie sehr bunte Farben heben sie sich von der grundlegenden Bildästhetik ab.






Die Grafik im Bild
Wirkweisen und Wechselwirkungen von Hormonen und Medikamenten, benötigen aufgrund ihrer Komplexität eine hohe Aufmerksamkeit der Betroffenen. Vektorbasierte grafische Mittel und klare, reduzierten Linien helfen dabei, denn sie heben sich zusammen mit der abweichenden Farbigkeit klar vom naturgetreuen Grundbild ab.

Um sich von körpereignen Hormonen zu unterscheiden, werden künstliche Wirkstoffe rund und weiß dargestellt.




Animation im Prototypen: Die Hormone bewirken sich gegenseitig

Der Einsatz von Medikamenten

Der Einsatz von Medikamenten






















  

Leadimage: Übersicht






Leadimage: Gesunder Eierstock im Querschnitt







Leadimage: Der PCOS Hormonkreislauf